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Jüdisches Leben in der Stadt

Jüdische Synagoge in GeldernStele 12: Jüdisches Leben in der Stadt

Nachdem im sechzehnten Jahrhundert Kaiser Karl V. als Landesherr die Aufnahme von Juden im Gelderland verboten und ihre Ausweisung angeordnet und durchgesetzt hatte, siedelten sich erst 1791 die ersten sechs jüdischen Familien wieder in Geldern an. Die Stadt und das linke Rheingebiet waren zuvor Frankreich eingegliedert worden. Im Zuge der Französischen Revolution waren die Juden von der Einschränkung der Berufs- und Wohnortwahl befreit worden. Nach einem Dekret Napoleons wurden diese Freiheiten 1808 jedoch wieder aufgehoben. Die Juden mussten nun auch ihre Namen ablegen und neue Vor- und Nachnamen annehmen. Aus Emanuel Borg wurde z. B. Hermann Francken. Bevor die Gelderner Juden 1854 am Boeckelter Weg einen eigenen Friedhof gründen durften, setzten sie ihre Verstorbenen auf dem jüdischen Friedhof in Issum bei. Nachdem ein Bundesgesetz am 3. Juli 1869 die „Gleichberechtigung der Konfessionen in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Beziehung“ geregelt hatte, engagierten sich viele Juden in der Gelderner Gesellschaft: Gottfried Gompertz wurde Mitglied im Stadtrat und der Schuhfabrikant Carl Cain Mitbegründer des ersten Gelderner Turnvereins, dessen erste Turnhalle auf dem Ostwall er mitfinanzierte.

Nationale und religiöse Feiertage wurden auch von der jüdischen Bevölkerung beachtet. Fahnenschmuck wurde angebracht, Gottesdienste abgehalten und man beteiligte sich an den Vorbereitungen für die katholischen Prozessionen.

In diese Zeit der weitgehenden Gleichstellung und Integration der Juden fallen auch der Bau der Synagoge und einer neuen jüdischen Schule auf dem Nordwall in Höhe von Haus Nr. 39. Sie wurden im August 1875 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und des Stadtrates eingeweiht. Die Synagoge war das religiöse Zentrum der Synagogengemeinde des ehemaligen Kreises Geldern sowie der Gemeinden Xanten und Sonsbeck.

In der Stadt Geldern waren Juden als Kaufleute und Fabrikanten sowie als Viehhändler, Metzger oder Handelsmänner tätig. Familie Kaufmann betrieb das Gelderner Kaufhaus an der Hartstraße/Ecke Kleiner Markt. Auf der Issumer Straße hatte Familie Wiesenfelder, später der Kaufmann Salomon Katz den „Riesen-Basar“ und auf dem Großen Markt waren die Textilkaufhäuser der Familien Elias, später David und Kempenich angesiedelt.Jüdischer Friedhof mit Gräbern

Der Bau der Eisenbahn brachte viele Handelskontakte nach Geldern, dennoch zogen auch viele Juden in die Großstädte. Lag der Anteil der jüdischen Bevölkerung vor 1875 noch bei ca. 2% der Einwohnerschaft, so nahm sie gegen 1900 um mehr als die Hälfte ab. 1895 waren nur noch 26 Haushalte mit 97 jüdischen Einwohnern in Geldern verzeichnet.

In den 1920er Jahren standen den Juden auch hohe Ämter offen. Die Berichte des Rechtsanwaltes und Notars Dr. Heinrich Kempenich beschreiben ein Miteinander der jüdischen mit der katholischen und der evangelischen Gemeinde. Kempenich bemerkte, dass es eher zwischen Katholiken und Protestanten Spannungen gäbe als mit den Nachbarn jüdischen Glaubens.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 änderte sich die Lage der Juden. Die Boykottmaßnahmen gegen die Geschäfte jüdischer Kaufleute setzten schon im März 1933 ein. Die Viehhändler z. B. bekamen nun keine Konzessionen mehr. Ihrer finanziellen Grundlage beraubt, flohen viele Juden aus Geldern in die Niederlande oder nach Übersee. Durch die Nürnberger Rassengesetze waren aus den Deutschen jüdischen Glaubens nun „Juden“ geworden. Sie wurden denunziert, vertrieben, verfolgt und ermordet. Der Brand der Synagogen in der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 war ein weiteres, sehr deutliches Zeichen der inzwischen verbreiteten Judenverfolgung. Auch die Synagoge hier am Nordwall wurde vernichtet. Für ihre Beseitigung musste die jüdische Gemeinde mit ihrem Vermögen aufkommen. Auch viele Wohnungen der jüdischen Bevölkerung wurden zerstört. Viele Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt und schwersten Repressalien ausgesetzt.

Jüdischer Friedhof mit GräbernWer von den Juden in Geldern verblieb, musste die Beschlagnahmung seines Vermögens hinnehmen. Die jüdischen Familien mussten ihre Wohnungen aufgeben und wurden in einem einzigen Quartier zusammengepfercht. Der Vorsteher der jüdischen Synagoge in Geldern Adolf Paßmann z. B. musste nach Straelen ins Haus der Familie Mendel ziehen.

Nachdem die systematische Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten begonnen hatte, gehörte Hans Paßmann zu den ersten Gelderner Opfern. Er war mittlerweile nach Essen geflohen. Von hier aus wurde er am 27. Oktober 1941 mit mehr als 250 anderen Juden ins KZ Litzmannstadt (Lodz) in Polen verschleppt. Sein Tod ist für den 13. Februar 1942 festgehalten.

Ein wichtiges Datum für die Deportationen aus Geldern ist der 10. Dezember 1941. An diesem Tag wurden die verbliebenen Juden von der Ortspolizei zum Bahnhof geführt und mit einem Sammeltransport über Düsseldorf in das Ghetto Riga verschleppt. Im Lager Salaspils in der Nähe von Riga wurden 33 Gelderner Juden ermordet.

Nur zwei Juden aus Geldern überlebten den Holocaust: Selma Kleinbielen hatte man auf einem Bauernhof auf der Boeckelt versteckt und der Kaufmann Salomon Katz, ihr Vater, überlebte das Grauen des KZ Theresienstadt. Er kam wieder nach Geldern zurück und verstarb hier 1958. Frau Kleinbielen und Herr Katz wurden auf dem jüdischen Friedhof am Boeckelter Weg beigesetzt.

Der Künstler Gunter Demnig erinnert mit seinem Kunstprojekt STOLPERSTEINE an die Schicksale der Verfolgten des NS-Regimes. Er verlegte am 15. Dezember 2011 den ersten Gedenkstein in Geldern am Standort der ehemaligen Synagoge am Nordwall 39.

Autor: Bernd Bianchi (†)

Jüdischer Friedhof ParkanlageEnglish

Stele 12: Jewish life in the city

As Gelderland’s sovereign, in the sixteenth century Emperor Charles V prohibited Jews from settling in the region and expelled those already there. Thus it was not until 1791 that the first six Jewish families settled again in Geldern. The city and the land to the west of the Rhine had recently been annexed by France. The French Revolution freed Jews from the restrictions on where they lived and worked. These liberties were, however, rescinded again in 1808, following a decree by Napoleon. Jews then also had to give up their names and take on new forenames and surnames. Emanuel Borg, for example, became Hermann Francken. Before Geldern’s Jews were allowed to establish their own cemetery on Boeckelter Weg in1854, they laid their dead to rest in the Jewish cemetery in Issum. Following a federal law of 3 July 1869 that governed the “equality of the religions with regard to civil and citizenship rights”, many Jews became full and committed members of Geldern society: Gottfried Gompertz became a member of the city council and the shoe manufacturer Carl Cain became a co-founder of Geldern’s first gymnastics club, whose first gymnastics hall on Ostwall he also co-financed.

The Jewish community also respected national and religious holidays. Flags and decorations were run out, religious services were held and people participated in the preparations for the Catholic processions.

This period of extensive equality and integration of the Jewish community also saw the construction of the synagogue and a new Jewish school on Nordwall at no. 39. It was inaugurated in August 1875 with enthusiastic participation by the city folk and the city council. The synagogue was the religious centre of the Jewish communities of the former district of Geldern and the municipalities of Xanten and Sonsbeck.

In the city of Geldern Jews worked as merchants and manufacturers, as well as livestock dealers, butchers and traders. The Kaufmann family ran the Gelderner Kaufhaus store on Hartstraße, corner of Kleiner Markt. On Issumer Straße the Wiesenfelder family and later the businessman Salomon Katz ran the Riesen-Basar, and the textile stores of the Elias and later David and Kempenich families were situated on Großer Markt.

Construction of the railway brought many commercial contacts to Geldern, however many Jews also moved to the big cities. While circa 1875 the Jewish community still accounted for approximately 2% of the city’s inhabitants, by around 1900 it had fallen by more than half. In 1895 there were only 26 households with 97 Jewish residents in Geldern.

In the 1920s senior posts were also open to Jews. Reports by the lawyer and notary Dr Heinrich Kempenich describe a dispute between the Jewish community and the Catholic and Protestant communities. Kempenich noted that the tensions appeared to be more between Catholics and Protestants than with the neighbours of the Jewish faith.

The situation for all Jews changed when the National Socialists seized power at the beginning of 1933. Jewish shops and businesses began to be boycotted almost right away in March 1933. Livestock dealers, for example, now no longer received permits. Robbed of their financial means, many Jews fled Geldern for the Netherlands or overseas. The Nürnberg Race Laws declared that German citizens of the Jewish Faith were now simply, “Jews”. They were denounced, driven out, persecuted and murdered. The burning of the synagogues during the Kristallnacht of 9 into 10 November 1938 was a further clear demonstration of the now widespread persecution of the Jews. The synagogue here at Nordwall was also destroyed. The Jewish community was forced to pay for its removal with its own money. Many Jewish homes were also destroyed. Many were shipped to concentration camps and subjected to the most horrific reprisals.

Those that remained in Geldern had to accept the confiscation of their assets. Jewish families had to give up their homes and were corralled into a single separated area. Adolf Paßmann, the superintendent of the Jewish synagogue in Geldern, for example, had to move into the Mendel family’s house in Straelen.

Hans Paßmann was one of Geldern’s first victims once the Nazis’ systematic murder of all Jews had begun. He had fled to Essen. From here he was taken on 27 October 1941 with more than 250 other Jews to the Lodz concentration camp in Poland. He died on 13 February 1942.

10 December 1941 is an important date for the deportations from Geldern. On this day the remaining Jews were taken by the local police to the train station and shipped via Düsseldorf to the Riga Ghetto. Thirty-three Geldern Jews were murdered in the Salaspils concentration camp near Riga.

Only two Jews from Geldern survived the Holocaust: Selma Kleinbielen had been hidden on a farm in the Boeckelt area, and businessman Salomon Katz, her father, survived the horrors of the Terezín concentration camp. He returned to Geldern, and died here in 1958. Ms Kleinbielen and Mr Katz were laid to rest in the Jewish cemetery on Boeckelter Weg.

With his “STOLPERSTEINE” art project artist Gunter Demnig commemorates the fates of those persecuted by the Nazi regime. On 15 December 2011 he laid the first memorial stone in Geldern at the location of the old synagogue at Nordwall 39.

Author: Bernd Bianchi (†)

Nederlands

Stele 12: Joods leven in de stad

Nadat landsheer keizer Karel V in de zestiende eeuw de vestiging van Joden in Gelre verboden had en hun uitzetting bevolen en uitgevoerd had, vestigden zich pas weer in 1791 de eerste zes joodse families in Geldern. De stad en het gebied op de linker Rijnoever waren tevoren bij Frankrijk gevoegd. In het kielzog van de Franse Revolutie waren de Joden bevrijd van de beperking op de beroeps- en woonplaatskeuze. Volgens een decreet van Napoleon werden deze vrijheden in 1808 echter weer ingetrokken. De Joden moesten nu ook afstand nemen van hun namen en nieuwe voor- en familienamen aannemen. Emanuel Borg werd bijvoorbeeld Hermann Francken. Voordat de Gelderner Joden in 1854 een eigen begraafplaats aan de Boeckelterweg in gebruik mochten nemen, stelden zij hun doden ter aarde op de joodse begraafplaats in Issum. Nadat een wet op 3 juli 1869 de ‘Gelijkberechtiging van de godsdiensten in burgerlijk en staatsburgerlijk opzicht’ geregeld had, gingen veel Joden actief deelnemen aan het maatschappelijk leven in Geldern. Gottfried  Gompertz werd lid van de stadsraad en schoenfabrikant Carl Cain mede-oprichter van de eerste Gelderner turnvereniging, wier turnhal aan de Ostwall mede door hem werd gefinancierd. Nationale en religieuze feestdagen werden ook door de joodse bevolking gerespecteerd, aan versiering met vlaggen werd medewerking verleend, godsdienstoefeningen werden uitgevoerd en men verleende medewerking aan de voorbereidingen voor de katholieke processies.

In deze tijd van gelijkberechtiging en integratie van de Joden vond ook de bouw plaats van de synagoge en een nieuwe joodse school aan de Nordwall ter hoogte van huisnummer 39. Zij werden in augustus 1875 onder grote belangstelling van de bevolking en van de stadsraad ingewijd. De synagoge was het religieuze centrum van de joodse gemeenschap van de vroegere Kreis Geldern, evenals van de gemeenten Xanten en Sonsbeck.

In de stad Geldern waren Joden actief als kooplieden en fabrikanten, daarnaast als veehandelaren, slagers en als handelaren. De familie Kaufmann exploiteerde het Gelderner Kaufhaus op de hoek Hartstrasse/Kleiner Markt. Aan de Issumerstrasse bezat de familie Wiesenfelder, later de koopman Salomon Katz, de ‘Riesen-Basar’ en aan de Grosser Markt waren de textielwinkels van de families Elias, later David, en Kempenich gevestigd.

De aanleg van de spoorweg opende veel handelscontacten voor Geldern. Niettemin trokken ook veel Joden weg naar de grote steden. Lag het aandeel van de joodse bevolking voor 1875 nog op ca. 2% van de bevolking, rond 1900 was dat aandeel meer dan gehalveerd. In 1895 waren nog slechts 26 huishoudens met in totaal 97 joodse inwoners in Geldern geregistreerd.     

In de jaren ’20 stonden ook hogere beroepen open voor Joden. Verslagen van de advocaat en notaris Dr. Heinrich Kempenich wijzen op een goede verstandhouding tussen de joodse, de katholieke en de evangelische gemeenschappen. Kempenich merkte op dat er eerder spanningen bestonden tussen katholieken en protestanten onderling dan met de joodse buren.

Met de machtsovername van de nationaalsocialisten begin 1933 kwam er verandering in de situatie van de Joden. Al in maart 1933 werden boycotmaatregelen tegen de winkels van de joodse kooplieden van kracht. Veehandelaren kregen geen vergunningen meer. Beroofd van hun financieel fundament, vluchtten veel Gelderner Joden naar Nederland of overzee. Als gevolg van de Neurenberger rassenwetten waren Duitsers met het joods geloof nu ‘Joden’ geworden. Ze werden aangegeven, verdreven, vervolgd en vermoord. Het in brand steken van synagoges in de Reichspogromnacht van 9 op 10 november 1938 vormde een nieuw, zeer duidelijk teken van de inmiddels wijdverbreide vervolging van de Joden. Ook hier werd de synagoge aan de Nordwall verwoest. Voor het opruimen van de puinhopen moest de joodse gemeente zelf met haar vermogen opkomen. Ook veel woningen van joodse inwoners werden verwoest. Veel mannen werden afgevoerd naar concentratiekampen en blootgesteld aan de zwaarste vormen van onderdrukking.

Joden die in Geldern achterbleven, werden geconfronteerd met de inbeslagname van hun vermogen. De joodse gezinnen moesten hun woningen opgeven en werden gedwongen ondergebracht in gedeelde woningen. De voorzitter van de joodse gemeente in Geldern bijvoorbeeld, Adolf Passman, werd gedwongen zich in Straelen te vestigen in het huis van de familie Mendel.

Nadat de systematische moord op de Joden door de nationaalsocialisten begonnen was, behoorde Hans Passmann tot de eerste Gelderner slachtoffers. Hij was inmiddels naar Essen gevlucht. Van hier uit werd hij op 27 oktober 1941 samen met meer dan 250 andere Joden afgevoerd naar het concentratiekamp Litzmannstadt (Lodz) in Polen. Hij vond de dood op 13 februari 1942.

Een belangrijke datum in het kader van de deportatie uit Geldern is 10 december 1941. Op die dag werden de achtergebleven Joden door de plaatselijke politie naar het station gevoerd en met andere Joden via Düsseldorf naar het getto van Riga afgevoerd. In het kamp Salaspils in de omgeving van Riga werden 33 Gelderner Joden vermoord.

Slechts twee Joden uit Geldern overleefden de Holocaust: Selma Kleinbielen was ondergedoken op een boerderij op de Boeckelt en haar vader de koopman Salomon Katz overleefde de verschrikkingen van het concentratiekamp Theresienstadt. Hij keerde terug naar Geldern en overleed hier in 1958. Mevrouw Kleinbielen en de heer Katz werden bijgezet op de joodse begraafplaats aan de Boeckelterweg.

De kunstenaar Gunter Demnig herinnert met zijn kunstwerk STOLPERSTEINE aan het noodlot van de door het nationaalsocialistische regime vervolgden. Hij plaatste op 15 december 2011 de eerste gedenksteen in Geldern op de plaats van de vroegere synagoge aan de Nordwall 39.

Auteur: Bernd Bianchi (+)

Frontansicht der Gelderner Synagoge. Kreisarchiv Kleve, Sammlung Bosch, Nr. 9727, Fotograf Heinrich Kersten
Ansicht des Jüdischen Friedhofs Geldern, 2019. Fotograf Herbert van Stephoudt.