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Refektorium, Ostwall

Refektorium, renoviertOstwall: Refektorium des Klosters Nazareth

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Eintragung in die Denkmalliste: 18. April 1995

Denkmal Nr. A 166

 

Geschichte

Das Kloster Nazareth verdankt seine Entstehung einer 1418 vorgenommenen Schenkung eines Grundstückes an der Stadtmauer durch das Gelderner Ehepaar Johannes und Griet Worchem an vier Jungfrauen (StA Geldern, A, Urkunde Nr. 31 – GROSSE OSTERHOLT1951, S. 123f.) In der neuen Gemeinschaft durch die Stadtverwaltung gegebenen Statuten wurde u. a. bestimmt, dass die Jungfrauen keine Kinder in ihrem Hause unterrichten durften (WENSKY 1999, S. 28). Als Beichtvater fungierte der Prior des Augustinerchorherrenklosters Gaersdonk bei Goch. Zu dem „ersten Holzhaus“ gehörte ein Umgang, ein „Kantor“, Beichthaus, Herrensaal, Küche und Speisezimmer und dazu zahlreiche Wirtschaftsgebäude; die Klosterkapelle konnte 1457 vollendet werden. Der Reichtum des Klosters dürfte zu einem nicht unerheblichen Teil auf die Geldzahlungen zurückzuführen sein, die die Schwestern beim Eintritt in den Konvent leisteten (BRIMMERS 1986, S. 176).

Im Zuge der Besetzung der Stadt Geldern durch niederländische Soldaten im Jahre 1578 wurde das Kloster von den Schwestern verlassen, und der bekannte Oberst Martin Schenk von Nydeggen bezog hier sein Quartier. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Reparaturen. Nach der Säkularisierung 1802 wurden die Gebäude des Klosters zunächst von der Familie van der Moolen gewerblich genutzt (BOSCH 1977, S. 73); 1860 betrieb Wilhelm Boeker eine Malzdarre im Refektorium (Bauakte).

Bedeutung des Klosters

Prominenteste Angehörige des Klosters war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Katharina von Geldern, die 1497 in Geldern verstorbene, illegitime Tochter Herzog Adolphs von Geldern (VAN SCHILFGAARDEW 1967, S. 105); sie war Priorin des Klosters. Im Pastorat (Karmeliterstraße 12) ist ein Ölgemälde erhalten, das sie als kniende Nonne auf einem Bild mit der Gottesmutter und dem Heiligen Augustinus zeigt.

Die Bedeutung des Klosters kommt auch darin zum Ausdruck, dass Herzog Karl von Geldern in seinen Mauern wichtige Zusammenkünfte legen konnte – wie für 1520 überliefert (FRANKEWITZ 1994, S. 301).

Handschriften

Neben zahlreichen anderen Arbeiten wurde im Kloster auch gesponnen und gewebt (vgl. BRIMMERS 1986, S. 177).

Bekannt geworden aber ist das Kloster als Entstehungsort zahlreicher Handschriften. Bereits aus der Gründungszeit des Klosters soll eine Chronik des Konvents datieren (GROSSE OSTERHOLT 1951, S. 123), die 1944 vernichtet wurde; die Universitätsbibliothek Bonn hingegen verwahrt noch Gebets- und Erbauungsbücher des 15. Jahrhunderts, die im Gelderner Kloster Nazareth geschrieben wurden (OEDINGER 1964, S. 160). Andere Handschriften, die zwischen 1446 und 1519 zu datieren sind, liegen „heute in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin und in der Bibliotheca Jagielonica in Krakau“ (KELLER 1999, S. 217 – CONSTARD 1992). Die Nonnen kopierten mystische Schriften von Meister Eckhart, Jan Ruusbroek, Jan Brugmann, Thomas von Kempen und anderen sowie volkssprachliche Übersetzungen berühmter Theologen (Augustinus, Hugo von St. Viktor), aber auch Erbauungsschriften und Lieder (BEISSEL 1987, S. 127).

Refektorium

Nach der Kriegszerstörung hegte man noch 1951 den Plan die Klosterruine zugunsten des Berufsschulneubaus restlos zu beseitigen. Dieses Ansinnen konnte durch den Landeskonservator vereitelt werden, und bis Herbst 1952 erfolgten Sicherungsmaßnahmen am Gebäude. Der hässliche Zementputz im Innern sollte beseitigt werden, als zukünftiges Nutzungskonzept wurde an die Unterbringung eines Heimatmuseums gedacht (JbrD 20, 1956, S. 120 f). Bis 1954 waren die Arbeiten nach Plänen des Architekten Trösch (RP vom 10. Januar 1953) abgeschlossen (JbrD 21, 1957, S. 219).

Beschreibung

Zweischiffiger, sechs Joche langer, wenig eingetiefter Kellerraum mit Kreuzgratgewölben, die in der Mitte von fünf Rundpfeilern mit schlichten Kapiteln und Kämpferplatten getragen werden.

In den 1957 erneuerten, von Hans Mennekes entworfenen und von der Glasmalerei Derix in Kevelaer ausgeführten bleiverglasten Fenstern mit farbigen Wappen und niederländischen Bezeichnungen finden sich in den beiden Fenstern vor Kopf die Wappen des Grafen von Geldern (Löwe mit Schindeln) und das der Stadt Geldern (Löwe mit drei Mispelblüten); in den fünf FensterHerzogtums Geldern (im gespaltenen Schild jeweils der geldrische und jülische Löwe) und das sagenhafte Wappen des Vogtes von Pont mit den drei roten Mispelblüten (FRANKEWITZ 1996a, S. 36-44); in den beiden Fenstern links zunächst die Wappen von Nijmegen und Roermond, zwei der vier Hauptstädte des Herzogtums Geldern, und im anschließenden Fenster die Wappen der Städte Venlo, Goch, Erkelenz, Straelen und Wachtendonk; in den beiden Fenstern rechts zunächst die Wappen von Zutphen und Arnhem, die beiden anderen Hauptstädte, und sodann die der Orte Kessel, Krickenbeck, Montfort und Viersen (RP vom 21. September 1957).